Biovitae kombiniert LED-Beleuchtung und gefahrlose Oberflächen-Entkeimung –
„Und das alles völlig UV-C-frei“.

Statt auf UV-C-basierte Entkeimung setzen Nextsense und Aurora Lichtwerke auf eine mikrobizide LED-Beleuchtung, die ein natürliches weiches Licht aussendet und Oberflächen desinfiziert, dabei jedoch völlig ungefährlich für Lebewesen ist. Wie das geht, erklärt Thomas Walentowski, Bereich Licht & Desinfektion von Aurora.

Aurora Lichtwerke - Walentowski

„Auch nach Überwindung der SARS-CoV-2-Pandemie erwarten wir eine große Nachfrage, zumal Biovitae im Gegensatz zu anderen Technologien auch gegen multiresistente Bakterien und Viren wirkt.“

Thomas Walentowski, Aurora Lichtwerke

Markt&Technik: Herr Walentowski, Sie bezeichnen die Biovitae-Technologie als einzigartig. Was macht sie so besonders?
Thomas Walentowski: Die patentierte Biovitae- Technologie mit der Doppelfunktion Licht und Entkeimung nutzt den blauvioletten Bereich des sichtbaren Lichts und reduziert Keime, Bakterien, Viren, Pilze, Sporen immer dann, wenn das Licht eingeschaltet ist – und zwar völlig gefahrlos für Menschen und Tiere, die sich in den Räumen aufhalten.

Das Argument, auch bei Anwesenheit von Personen oder Tieren gefahrlos betrieben werden zu können, hört man zum Teil auch von Ihrem Mitbewerb. Wo liegt der Unterschied?
Biovitae funktioniert mit der Kombination verschiedener Wellenlängen von blauviolettem Licht – 400 bis 420 Nanometer – mit weichem Licht, also im sichtbaren Bereich des elektromagnetischen Spektrums, und erfüllt die höchste photobiologische Sicherheitsstufe nach IEC 62471. Dies wurde vom TÜV bereits zertifiziert und die Wirksamkeit gegen Keime von mehreren unabhängigen wissenschaftlichen Instituten bestätigt, unter anderem vom mikrobiologischen Institut der Bundeswehr in München. UV-C-Strahlung hingegen ist nicht sichtbar und arbeitet mit deutlich kürzeren Wellenlängen – meist 254 nm –, die für Menschen und Tiere sehr gefährlich sind und bei direkter Exposition schwere Schädigungen insbesondere der Haut und Augen hervorrufen, natürlich abhängig von der Strahlungsdosis.

Deshalb arbeiten fast alle am Markt erhältlichen UV-C-Entkeimungsgeräte mit hermetisch gegenüber der Umgebung abgeschlossenen Entkeimungskammern oder Entkeimungskanälen. Die offene Anwendung von UV-C-Strahlung – auch bei größeren Raumhöhen – ist dagegen sehr umstritten. Auch für den Gebrauch zuhause sind Biovitae-Haushaltslampen absolut sicher, im Gegensatz zu UV-C-Entkeimungsstrahlern mit Timern und Bewegungssensoren. Wenn zum Beispiel jemand beim abendlichen Fernsehen unter Biovitae-Licht einschläft, ist das völlig ungefährlich; bei dem UV-C-Strahler hingegen kann das sehr gefährlich sein, wenn der Bewegungssensor mangels Bewegung nicht anspricht und der UV‑C-Strahler deshalb nicht ausschaltet; der eingeschlafene Fernsehzuschauer würde dann mit verbrannter Haut wieder aufwachen. Auch die Wirkungsweise von Biovitae ist grundsätzlich anders als bei UV-C-Strahlung: Biovitae zerstört die Zellwand der Mikroorganismen und tötet diese direkt, wodurch keine Resistenzen entstehen können. UV-C-Strahlung greift die DNA/RNA der Viren an und verhindert deren Vermehrung; zum Teil sind Viren allerdings in der Lage, diese Schäden zu reparieren, wodurch neue, resistentere Varianten entstehen können.

Biovitae Frequenz

Funktionsprinzip der Biovitae-Technologie

Was waren die größten Herausforderungen bei der Entwicklung?
Die richtige und patentierte Kombination des blauvioletten Lichts zu erforschen und die Biovitae- Technologie trotz der aufwändigen Studien relativ schnell auf den Markt zu bringen. Nur die Kombination verschiedener Wellenlängen und Intensitäten im Wellenlängenbereich zwischen 400 und 420 nm führt in Kombination mit weichem Licht zur effizienten Keimreduzierung bei den meisten Bakterien, Viren, Pilzen und Sporen. Würde man nur eine Wellenlänge, zum Beispiel 405 nm, verwenden, wäre das Wirkungsspektrum erheblich geringer.

Biovitae Funktion
Biovitae_vs_Virus

Die keimreduzierende Wirkung ist Teil der Beleuchtung

Die Biovitae-Technologie selbst ist eine Erfindung der italienischen Firma Nextsense, die damit ausgestatteten LED-Röhren kommen von Ihnen und Ihrem Partner Seaborough. Wie sind in dieser Dreier-Partnerschaft die Kompetenzen und Aufgaben verteilt?
Nextsense deckt den medizinischen, bakteriologischen und virologischen Forschungs- und Entwicklungsbereich ab, Seaborough bringt das Elektronik-Know-how für die spezifischen LED-Treiber der Röhren mit, um die Kompatibilität zu über 98 Prozent der am Markt befindlichen Leuchten sicherzustellen. Und last but not least bringt Aurora Lichtwerke als ehemaliges Osram- Werk Eichstätt die Erfahrungen aus mehreren Jahrzehnten Gesamtentwicklung in der Lichtindustrie, im Lampen- und Leuchtenbau sowie in der Mess- und Prüftechnik mit.

Neben der Biovitae-Technologie setzt Ihr System auf einem weiteren Patent auf, der oneTLed-Technologie von Seaborough, wodurch das Leuchtmittel in jegliche bestehende Leuchte passt. Wie wichtig war dieser Universal-Retrofit-Ansatz für die neuen Produkte?
Aus jahrzehntelanger Erfahrung in der Lichtbranche wissen wir, wie immens wichtig, aber gleichzeitig auch schwierig zu erreichen die Kompatibilität von LED-Retrofit-Röhren mit bestehenden Leuchten ist. Diese ursprünglich für die quecksilberhaltigen und damit giftigen Leuchtstofflampen konzipierten Bestandsleuchten sind mit den unterschiedlichsten elektronischen Vorschaltgeräten ausgestattet. Der Erfolg einer umweltfreundlichen LED-Retrofit- Lösung für diese Leuchten hängt somit entscheidend davon ab, dass die LED-Röhre mit all diesen unterschiedlichen Systemen perfekt harmoniert. Deshalb haben wir uns für die oneTLed-Technologie von Seaborough entschieden.

Wo sehen Sie das größte Marktpotenzial für Ihre Produkte? Und streben Sie das rein B2B an oder wird es die Aurosun- LEDs auch für den privaten Gebrauch geben?
Marktpotenzial sehen wir in sehr vielen Bereichen. Im B2B-Umfeld überall dort, wo viele Menschen zusammenkommen. Das können so heterogene Bereiche wie Krankenhäuser, Arztpraxen, Behörden, Schulen, Kindergärten, Friseure, Läden, Kaufhäuser, Hotels, Kreuzfahrtschiffe und Restaurants sein, aber auch bestimmte, besonders keimbelastete Zonen in Gebäuden wie zum Beispiel Aufzüge und Sanitärbereiche. Zusätzlich werden wir die Biovitae- Technologie kurzfristig auch für den privaten Gebrauch anbieten, zum Beispiel in Form der bewährten Haushaltslampe mit E- 27-Schraubsockel.

Regional betrachtet – aus welchen Weltregionen verzeichnen Sie das größte Interesse an der Biovitae-Technologie?
Aktuell liegt unser unternehmerischer Fokus auf der DACH-Region und angrenzenden europäischen Ländern.

Welche Entwicklung erwarten Sie bezüglich der Nachfrage nach Desinfektionsprodukten wie dem Ihren nach der Covid- 19-Pandemie?
Wir sehen die Notwendigkeit einer effizienten und für Menschen unschädlichen Keimreduzierung nicht ausschließlich mit der SARSCoV- 2-Pandemie korreliert. Das heißt, auch nach deren Überwindung erwarten wir weiterhin eine große Nachfrage, zumal Biovitae im Gegensatz zu anderen Technologien auch gegen multiresistente Bakterien und Viren wirkt.

Das Interview führte Nicole Wörner.

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